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POLONICA
Polnische Literatur in Deutschland 1990 - 2000

 

Ein Panorama in Blau und Gelb

PANORAMA DER POLNISCHEN LITERATUR DES 20. JAHRHUNDERTS. Eine Edition der polnischen Literatur aus hundert Jahren in 7 Bänden. Hrsg. von Karl Dedecius. Ammann-Verlag, Zürich 1996-2000.

Neben der Polnischen Bibliothek hat Karl Dedecius ein weiteres wichtiges Sammelwerk ins Leben gerufen: Das PANORAMA DER POLNISCHEN LITERATUR DES 20. JAHRHUNDERTS. Es widmet sich ausschließlich der Literatur der letzten hundert Jahre und verfolgt dabei ein anderes Konzept als die POLNISCHE BIBLIOTHEK. Es ist ein Handbuch, das durch die separate Bereitstellung zusätzlicher Informationen eine schnelle Orientierung ermöglicht.
Die Edition greift auf drei in den sechziger Jahren erstmals beim Hanser-Verlag erschienene Bände zurück, die damals den Umfang einer kleinen, aber wichtigen und sowohl von der deutschen wie von der polnischen Kritik geschätzten Reihe erreichten:
Diese Sammlungen - POLNISCHE POINTEN, POLNISCHE POESIE DES 20. JAHRHUNDERTS UND POLNISCHE PROSA DES 20. JAHRHUNDERTS - bilden den Kern des ‚neuen' PANORAMA. Dazu kamen noch überarbeitete Auflagen aus den sechziger, siebziger und achtziger Jahren.
Das PANORAMA DER POLNISCHEN LITERATUR DES 20. JAHRHUNDERTS ist in fünf Abteilungen gegliedert, die alle literarischen Gattungen vorstellen. Jeweils zwei Bände umfassen die Gruppen Poesie und Prosa. Die dritte Gruppe Pointen enthält die literarischen Kleinformen wie Aphorismen, Epigramme, Feuilletons, Grotesken, Glossen u. ä. und besteht aus einem Band. Die vierte, ebenfalls einbändige Abteilung Biogramme enthält Kurzbiographien, Werkbeschreibungen, Angaben zu Erstveröffentlichungen, Übersetzungen und zur Sekundärliteratur, dazu zahlreiche Fotos und nicht zuletzt das Gesamtregister. Die fünfte und letzte Abteilung Panorama schließlich fungiert als Vademecum zu den Textbänden (Poesie, Prosa, Pointen). Sie bietet ausführliche Lebensläufe der wichtigsten Autoren und stellt die polnische Literatur und ihre Rezeptionsgeschichte in den Zusammenhang mit deutschen und europäischen Strömungen.
Aus dieser Anordnung erkennt man leicht den sowohl literarischen als auch lexikalischen Charakter der Reihe, die eine detaillierte wissenschaftliche Erforschung der Dichtung und Prosa Polens ermöglicht und sich vorwiegend an Fachleute richtet. Zu bemängeln ist allenfalls, daß das Drama zu wenig berücksichtigt wurde. Zwar enthalten die Poesiebände Fragmente aus Versdramen, doch das reicht nicht aus, um das breite Spektrum an Bühnenstücken abzudecken.
Die Auswahl der präsentierten Autoren führt bisweilen zu unerwarteten Erkenntnissen über die Vielfalt der polnischen Literatur im letzten Jahrhundert. Daß in POESIE und PROSA alle aus der Literaturgeschichte Polens im 20. Jahrhundert nicht wegzudenkenden Dichter und Schriftsteller vertreten sind, versteht sich von selbst. Weniger selbstverständlich und von den Rezensenten positiv bewertet ist die Tatsache, daß viele in Deutschland unbekannte Autoren vertreten sind, aber auch solche, die man in Polen selbst kaum (mehr) kennt.
Die Lyrik- und Prosabände sind zugleich historische Lesebücher, weil die bewegten Ereignisse der polnischen Geschichte stets ihr Echo in der Literatur fanden. Fast alle polnischen Schriftsteller vertraten ihre politischen Ansichten in kunstvoller literarischer Gestalt und machten so die Geschichte zu einem wichtigen Thema ihrer Werke.
Was für Poesie und Prosa gilt, trifft auch und ganz besonders für die Pointen zu. Diese in früheren Ausgaben des Hanser-Verlags mehrfach erweiterte Sammlung enthält nicht nur Aphorismen, Epigramme, Glossen, Grotesken und satirische Gedichte, sondern auch Kurzformen wie Feuilletons, Kabarettszenen, Manifeste und Pamphlete. Die besondere Bindung der polnischen Satire an die lokalen kulturpolitischen Gegebenheiten machte die den Band ergänzende Einführung notwendig. Auch in editorischer Hinsicht wird die Ausgabe hohen Anforderungen gerecht.
Für den Herausgeber Karl Dedecius ist die polnische Literatur im gleichen Maße polnisch wie europäisch und verdient es, entsprechend gewürdigt zu werden. Daß ihre Vitalität auch in Zeiten der Unterdrückung - man denke nur an die bis 1918 währende Teilung, an die Besetzung im zweiten Weltkrieg und den jahrzehntelangen kommunistischen Totalitarismus - nicht gelitten hat, belegen viele Texte im PANORAMA DER POLNISCHEN LITERATUR DES 20. JAHRHUNDERTS eindringlich. Die soeben abgeschlossene Reihe darf zu den bedeutendsten Sammlungen einer ausländischen Literatur in deutscher Sprache gezählt werden. Sie präsentiert die Autoren und ihre Werke auf spannende und zugleich wissenschaftlich vorbildliche Weise.

 

 

 

 

Karl Dedecius (Hrg.)
"Panorama der Polnischen Literatur - PROSA"


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Karl Dedecius (Hrg.)
"Panorama der Polnischen Literatur - POINTEN"


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